Die Zero-Waste-Bewegung, bei der es nicht nur um Reduzierung, Wiederverwertung und Kompostierung, sondern letztlich um vollkommene Müllvermeidung geht und die damit eine Alternative zu Strategien der Müllentsorgung bildet (sofern sie es vorsieht, erst gar keinen entstehen zu lassen), hat so ihre Tücken, wie dies das Beispiel des Freiburger Unverpackt-Ladens, die Glaskiste, im Sedanviertel zeigt. So haben Kunden die Geschäftsführung des Ladens darauf aufmerksam gemacht, dass im November fälschlicherweise statt Back-Natron Waschsoda verkauft wurde. Da die Einnahme von Waschsoda gesundheitsschädliche Wirkungen haben kann, hat der Laden nun eine Rückrufaktion gestartet.
Auf der Webseite des Ladens (www.Glaskiste.com) wurde bisher allerdings nicht darauf aufmerksam gemacht, wohl befinden sich jedoch laut dem Geschäftsführer, Björn Zacharias, Hinweise im Laden selbst und bei Facebook. Auch in anderen Medien wurde gewarnt. Obschon der Laden es vorsieht, das Geld den Kunden zurückzuerstatten, wurde bisher den Angaben Zacharias nach von dem weniger als einem Kilo verkauften „Back-Natron“ kaum etwas zurückgenommen. Für den Grund der Verwechslung nennt Zacharias die Unmöglichkeit, Waschsoda und Back-Natron optisch voneinander zu unterscheiden.
Obwohl die Einnahme von Waschsoda, zumindest in geringen Mengen in Gebäck, keine überaus bedenklichen Gesundheitsschäden hervorrufen kann (ein Sachbestand, der sich mit der Erhöhung der Menge und Konzentration ändert) – so Uwe Stedtler von der Vergiftungs- und Informations-Zentrale der Uniklinik Freiburg –, ruft diese Verwechselung natürlich gewisse Bedenken hervor. Nichtsdestotrotz scheint die Konzeption des Unverpackt-Ladens in Freiburgs Sedanviertel, welche im Sinne des Zero-Waste darauf abzielt, durch Müllvermeidung die Ressourcen der Erde zu schonen, also nur unverpackte Lebensmittel zum Verkauf anbietet, die zudem größtenteils biozertifiziert sind, überzeugend.
Die Zero-Waste-Bewegung macht auf ein großes Defizit unserer linearen Wirtschaft aufmerksam, in der wertvolle Ressourcen für die Produktion von Einwegverpackungen verschwendet werden, die schlussendlich oft auf der Müllkippe landen. Das Ziel der Zero-Waste-Bewegung ist es, das wirtschaftliche System in Richtung einer Kreislaufwirtschaft („Cradle to Cradle“) zu lenken, innerhalb derer alle produzierten Dinge für irgendeinen Zweck wiederverwendet werden können und dadurch kein Müll hervorgebracht wird. Infrage gestellt wird außerdem unser Konsumverhalten, das oft darauf hinausläuft, Dinge zu kaufen, die nicht gebraucht und ungenutzt weggeworfen werden. Die Zero-Waste-Bewegung zielt darauf ab, ein Bewusstwerden des Menschen über seine Bedürfnisse anzuregen und eine Antwort auf die Frage zu finden, wie diese Bedürfnisse möglichst umweltschonend erfüllt werden können, ohne dabei einen Mangel zu erleiden.
Mehrere Städte weltweit haben das Zero-Waste-Prinzip auf die kommunale Ebene gehoben und Maßnahmen angekündigt, die es ermöglichen, zu sogenannten Zero-Waste-Städten (regenerative Städte) zu werden. Aktionen, diese in diese Richtung denken, gibt es auch bereits in Freiburg. So schlugen BürgerInnen im Rahmen der Aktion mitmach.freiburg.de vor, in eine Green-City-Zero-Waste-Box (bestehend aus Stofftasche, einem Stoffbeutel, einem Dauergetränkehalm, einem Freiburg-Cup, einem Vorratsglas, einem Bienenwachstuch und einem Einschlagtuch) zu investieren.
Übrigens bekommt der Unverpackt-Laden im Sedanviertel Nachwuchs: Der Bio-Laden Verde in Herdern, der von Björn Zacharias von der „Glaskiste“ übernommen wurde, soll künftig gänzlich in einen Zero-Waste-Laden umgewandelt werden.
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