Am 01.04.2019 hat Freiburg die Klimabilanzen für 2015 und 2016 veröffentlicht.
Als wichtiges Instrument zur systematischen Erfassung und Überwachung des Klimaschutzes wird alle zwei Jahre eine Klimaschutzbilanz für die Stadt Freiburg erstellt. Nun liegen die Zahlen für die Jahre 2015 und 2016 vor. Wie bereits in der Vergangenheit wurde diese Bilanzierung vom ifeu – Institut aus Heidelberg als unabhängigem Gutachter erstellt. Für die Jahre 2015 und 2016 wurde dabei erstmalig die neue Software „Kommunal BISKO“ („Bilanzierungs-Standard Kommunal“) eingesetzt. Diese neue Berechnungssystematik entspricht dem bundesweiten Bilanzierungs-Standard. Dieser Standard wurde u.a. vom ifeu- Institut im Rahmen des, vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) beauftragten Projektes „Klimaschutz-Planer“ zusammen mit dem Klima-Bündnis entwickelt. Wie bei der letzten Bilanzierung wurden die CO2-Emissionen witterungskorrigiert berechnet, da die Änderungen des Wetters je nach warmen bzw. kalten Jahren zu sehr unterschiedlichen Emissionswerten führen würden.
Aktuelle Bilanz: Entwicklung der CO2-Emissionen in Freiburg bis 2016
Die Freiburger CO2-Emissionen lagen im Jahr 2016 bei 7,38 Tonnen pro Kopf und damit 37,2 Prozent niedriger als 1992. Die Pro-Kopf-CO2-Emissionen in Freiburg sind in den letzten Jahren, seit 2009, zunächst fast gleich geblieben und erst ab 2013 wieder gesunken.
Die CO2-Emissionen aller Sektoren sind in absoluten Zahlen von 2,27 Millionen Tonnen im Jahr 1992 auf 1,65 Millionen Tonnen im Jahr 2016 gesunken. Das entspricht einer Minderung von insgesamt minus 27,3 Prozent und damit einer mittleren Minderung der CO2-Emissionen pro Jahr um 26.000 Tonnen.
Der Großteil dieser Minderung ergibt sich aus dem Energiebereich. Hier sind die CO2-Emissionen von 1992 bis 2016 um 31,9 Prozent von 1,81 Millionen auf 1,24 Millionen Tonnen gesunken. Im Verkehrsbereich lag die Minderung in diesem Zeitraum bei 9,4 Prozent, d.h. von 0,46 Millionen auf 0,42 Millionen Tonnen.
Die Reduktion im Energiebereich ist im Wesentlichen auf den Wärmebereich zurückzuführen. Der Stromverbrauch ist nicht gesunken, er stagniert. Ein wichtiger Beitrag zur Reduktion des Wärmeverbrauchs sind die Freiburger Effizienzhaus-Standards für Neubauten sowie die Öffentlichkeitsarbeit und Förderung für die energetische Sanierung im Gebäude-bestand, die zu einer überdurchschnittlichen Sanierungsrate von 1,6 Prozent im Vergleich zum Bundesdurchschnitt geführt haben. Außerdem ging der Energieverbrauch im Industriebereich zurück, und zwar um minus 22,9 Prozent von 1.350 GWh (Gigawattstunden) auf 1.040 GWh. Im Bereich Haushalt und Gewerbe sank der Energieverbrauch um minus 15,3 Prozent von 3.280 GWh auf 2.780 GWh.
Bewertung und Trendentwicklung
Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik: „Freiburg gehört zu den Städten, die in den letzten Jahren stetig gewachsen sind. Trotzdem ist es gelungen, sowohl die absoluten CO2-Emissionen weiter zu reduzieren als auch die CO2-Emissionen pro Kopf zu senken. Das können wir als Erfolg verbuchen. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass das neue städtische Ziel, bis 2030 eine CO2-Reduzierung von minus 60 Prozent zu erreichen, eine große Herausforderung darstellt.“
Der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ist in Freiburg erneut angestiegen. 2016 hat er sich gegenüber 2014 um etwa 10 Prozent von 67 GWh auf 75 GWh gesteigert. Damit liegt der Anteil der auf Freiburger Gemarkung erzeugten erneuerbaren Energien am Gesamtstromverbrauch 2016 bei 7,0 Prozent. Zusätzlich sind die Anteile erneuerbarer Energien am Bundesstrommix zu sehen, so dass der Gesamtanteil höher liegt.
Die Energieerzeugung aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist bei der Wärmeauskopplung im Vergleich zu 2014 leicht gesunken (33 Prozent des Wärmeverbrauchs in Freiburg), da die Wärmeerzeugung des Wärmeverbundkraftwerks (WVK) verändert wurde. Im Strombereich ist der KWK-Anteil von 2014 auf 2016 von 23 Prozent auf 44 Prozent des Stromverbrauches gestiegen und liegt damit fast so hoch wie 2011, als dieser einen Anteil von 47 Prozent erreichte. Die starken Sprünge in der Stromeigenerzeugungsquote durch KWK-Prozesse sind durch die Marktsituation des WVKs bedingt.
Im Rahmen der Bilanzierung werden keine Szenarien für die Zukunft berechnet. Rein grafisch kann aber eine Trendentwicklung über die bisherigen Daten gelegt werden. Um das mittelfristige Ziel einer 60-prozentigen Reduktion zu erreichen wäre etwas mehr als eine 2-prozentige Reduktion im Jahr nötig. Soll das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden, müssten jährlich 6 Prozent vermieden werden. Dies ist alleine mit den Klimaschutzaktivitäten der Stadt Freiburg nicht zu schaffen. Hier müssen auch die Bundes- und EU-Ebene vorbildhaft vorangehen. Wichtig für solche Minderungsraten ist die Einpreisung der Umweltkosten in den heutigen Energiepreis. Das Umweltbundesamt setzt für die Klimafolgenkosten einer Tonne CO2 heute etwa 180 Euro an. Bezogen auf die 7,4 Tonnen pro Kopf im Jahr 2016 wären das externe Kosten von etwa 1.300 Euro pro Einwohner jährlich, die der Nachwelt als Kosten überlassen werden.
Ausblick
Die deutliche Verringerung der CO2-Emissionen gegenüber 1992 ist ein notwendiger aber noch nicht hinreichender Erfolg um die von der internationalen Weltgemeinschaft beschlossenen Klimaschutzziele, die vom Freiburger Gemeinderat noch ambitionierter interpretiert wurden, zu erreichen. Es wird deutlich, dass die Bemühungen der Akteure im Klimaschutz auf allen Ebenen weiter verstärkt und intensiviert werden müssen. Nur so können die gesetzten Klimaschutzziele erreicht werden. Mit dem Beschluss des Klimaschutzkonzepts 2019 und dem Doppelhaushalt 2019/2020 kann der Gemeinderat im April die Grundlage schaffen, um zahlreiche neue Klimaschutzprojekte auf den Weg zu bringen und bewährte Projekte zu verstetigen.
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