Vorgeschichte: Die Badische-Zeitung hatte im Zuge des Bürgerentscheids wegen Dietenbach teils in tendenziöser Form Partei für den Bau des neuen Stadtteils ergriffen und hat dabei jegliche Neutralität missen lassen. FRIMP berichtete zu dieser Problematik in der Vergangenheit mehrfach (siehe Link am Ende des Kommentars).
Am Freitag, den 6.12.2019 erschien ein Artikel in der BZ über die Ortschaftsratsitzung in Lehen. Dort stand der neue Stadtteil Dietenbach, der direkt an Lehen angrenzen wird, auf der Tagesordnung.
Überschrieben war der Bericht von der BZ-Redakteurin Jelka Louisa Beule, mit dem Titel:
„Der Dietenbach wird fit gemacht“
Unter dem zugehörigen Foto stand: „Der Dietenbach soll „ökologisch ausgebaut“ werden, bevor das gleichnamige Neubaugebiet kommt.
https://www.badische-zeitung.de/der-lauf-des-dietenbachs-wird-fuer-den-neuen-stadtteil-veraendert
Diesen Artikel kommentierte ich auf BZ-Online am Freitag wie folgt:
….“Es soll offensichtlich der Eindruck entstehen, dem Dietenbach fehle es an was. Tatsächlich ist er fit, nur tritt er gelegentlich über die Ufer, das schützt u.a. die Unterlieger Umkirch und Gottenheim. Darüber hat sich daher bisher niemand beschwert. Die dortige Auenlandschaft ist grundsätzlich schützenswert und ein intaktes Ökosystem und es gilt daher dort ein absolutes Bauverbot. Das ist seit langem bekannt, auch die einzige Möglichkeit dieses Bauverbot auszuhebeln: nämlich durch den Bau eines gigantischen Hochwasserdamms mit über 13 m Höhe und 280m Länge zwischen Talstation und Günterstal, sowie eines zweiten Beckens an der Wonnhalde. Zu diesem Zweck wurde bereits ein knapper Hektar gerodet und die Maßnahmen werden ca. 20 Mio. EUR kosten.
Auch Günterstal, die Wiehre, Haslach und Weingarten werden von diesen Riesenbauwerken profitieren, aber der eigentliche Grund ist Dietenbach, denn die aktuelle Planung wäre ohne die Riesenbauwerke unmöglich und den Schutz der Altstadtteile könnte man viel günstiger und umweltschonender realisieren.
Und so wird auch nicht der Dietenbach fit gemacht, sondern er wird gemäß den Anforderungen für den neuen Stadtteil angepasst und massiv verändert.
Anfangs war man in der Baubehörde der irrigen Annahme, Dietenbach ließe sich ähnlich wie z.B. das Rieselfeld entwickeln. Nach und nach kamen aber immer größere Herausforderungen hinzu. Anstatt erhoffter Grundstückpreise von deutlich weniger als 20 EUR haben die Grundstückseigentümer über 64 EUR pro qm herausgehandelt. Dennoch wollen nicht alle verkaufen und es drohen Gerichtsverfahren.
Wegen des hohen Grundwasserspiegels und der Hochwassergefahr muss das gesamte Gelände um bis zu 3m aufgeschüttet werden. An zwei Seiten bedarf es hoher Lärmschutzwälle, eine Gasdruckleitung muss verlegt werden, ebenso ein SWR-Sendemast und zwei Hochspannungstrassen. Es bedarf eines VAG-Anschlusses, zweier Straßenanbindungen, Schulen, Parkhäuser, Kitas, Pflegeheime etc.“
Während des Bürgerentscheids behauptete die Stadt, es müssten nur 10 Mio. EUR aus dem Haushalt zugeschossen werden. Binnen weniger als 9 Monaten hat sich dieser Wert bereits verzehnfacht. In Wirklichkeit könnte das Defizit bereits eine halbe Milliarde betragen, denn der Gemeinderat hat beschlossen die Grundstücke nur zu verpachten, d.h. die kalkulierten Grundstückserlöse von ca. 250 Mio. EUR entfielen vorerst.
Experten wie Prof. Francke von der Immobilienakademie rechnen daher wegen der aufwendigen Erschließung, den hohen Grundstückpreisen oder Pachten, hoher Energie- und Baustandards sowie weiterer Auflagen, nicht mit günstigen Mieten und Kaufpreisen.
Trotz allem wird unbeirrt weiterentwickelt, dabei hat der Druck auf dem Wohnungsmarkt 2018 merklich nachgelassen und seit 2008 haben erstmalig wieder mehr Menschen die Stadt verlassen, als hierhergezogen sind.
Die Kritiker von Dietenbach und das sind bekanntlich nicht nur die Landwirte, sehen in den vielen anderen geplanten und in Bau befindlichen Gebieten genügend Potenzial, um in Verbindung mit Leerstand, Ausbau, Aufstockung und Überbauung auf Dietenbach zu verzichten.
Warum also diese vielen Nachteile und Risiken in Kauf nehmen?“
Auf BZ-Online verteidigen einige, meist männliche Kommentatoren den neuen Stadtteil vehement. G., R., K., J., K. und andere lassen selten eine Gelegenheit aus, ihre Sicht der Dinge unters Volk zu bringen – oft als Reaktion auf dietenbachkritische Kommentare und so dauerte es nicht lange bis G. sich über meinen Kommentar wie folgt lustig machte:
„Und täglich grüßt das Murmeltier....“
R. formulierte despektierlich:
„Textbaustein-Katjuscha“
Worauf ich konterte:
„Solange diese Zeitung, die Baubehörde u.v.m ihre sehr eigenwillige Interpretation von Wahrheit in Sachen Dietenbach haben (s. obige Ausführungen), solange es noch nicht zu spät ist dieses Milliardenprojekt zumindest auf Eis zu legen und solange Freiburg nicht mehr Verantwortung für den Klimaschutz übernimmt, werde ich hier und an anderer Stelle darauf hinweisen. Auch derartige Posts wie ihrer werden mich nicht davon abhalten.“
Während die BZ Gs. und Rs. beleidigende „Kommentare“ stehen ließ, löschte sie meinen relativ schnell.
Die BZ informiert in solchen Fällen die Kommentatoren, die ja i.d.R. auch Zeitungskunden sind, nicht.
Verärgert über die Ungleichbehandlung schrieb ich folgendes:
„Liebe BZ,
einerseits betreiben Sie einen großen Aufwand für ihre Image-Kampagne im blauen Farbton, andererseits zensieren sie hier im Forum, wenn sie kritisiert werden. Wenn das ihrem Anspruch genügt, muss ich das so hinnehmen. Glaubwürdiger wäre ein offener Diskurs über meine auch an Sie gerichteten Vorwürfe. Ich stelle mich dem gerne.“
Anstatt mit mir zu diskutieren, löschte die BZ meinen Kommentar einfach. Auch diesmal erhielt ich keine Mitteilung darüber.
Ich schrieb auch noch:
„Das Mindeste was man als Abonnent, Leser und Kommentator erwarten dürfte, ist eine Information darüber, wenn Sie Beiträge löschen und warum Sie das tun. Das gebietet der Respekt, auch wenn es mit Aufwand verbunden ist.“
BZ-Abos kosten teilweise an die 570 € pro Jahr und Kommentare sind mit einem gewissen Aufwand für den Autor verbunden. Da gebietet es zum einen die Meinungsfreiheit, dass unliebsame Kommentare nicht einfach gelöscht werden und auch der angebrachte Respekt vor den Kunden, steht leichtfertigem Löschen entgegen.
Kommentare, die eindeutig gegen die Netiquette verstoßen, wie Hass, Rassismus, Antisemitismus o.ä. sind hiermit natürlich nicht gemeint.
Die BZ löscht oft Kommentare, wenn sie ihr nicht „schmecken“ z.B. weil man sie kritisiert.
Keine Erwähnung in dem BZ-Artikel fand übrigens der hohe Kostenrahmen. Diesbezgl. muss von ca. 10 Mio. € ausgegangen werden. Zusammen mit den Hochwasserdämmen bei Günterstal wären das stolze 30 Mio. €.
Gegen Abend hat die BZ dann den Titel des Artikels geändert, aber gedruckt war er falsch und den ganzen Tag über war er falsch online. Natürlich hielt die BZ es nicht für nötig, mich über die Korrektur zu informieren. Die korrigierte Fassung werden nur noch relativ wenige gelesen haben. Die neue Überschrift lautete nun:
Der Lauf des Dietenbachs wird für den neuen Stadtteil verändert
Dagegen ist nichts einzuwenden. Der Leiter der Stadtredaktion Uwe Mauch, seine Stellvertreterin Simone Lutz und auch die Redakteurin, die den Artikel verfasst hat, sowie weitere Mitglieder der Stadtredaktion mussten wissen, dass die erste Überschrift tendenziösen Charakter hatte und nicht der Wahrheit entsprach. Das ist mit dem journalistischen Ethos nicht vereinbar und einer seriösen Tageszeitung unwürdig. Selbst wenn diese beschönigende Beschreibung des Eingriffs in das dortige Ökosystem von der Stadt gekommen wäre, hätte die BZ das nicht einfach übernehmen dürfen.
Es ist bedauerlich, dass die Badische Zeitung ihre Medienmacht gerade in Freiburg derart ausnutzt. Gleichzeitig kritisiert sie Autokraten auf der ganzen Welt, reklamiert das Fehlen der freien Presse dort u.v.m.
Alleine in Verbindung mit dem hier erwähnten Artikel hat die BZ von mir 6 Kommentare vollständig und einen teilweise gelöscht. Insgesamt wurden schon an die 40 Kommentare von mir z.T. oder ganz gelöscht. Die Leser bekommen davon meistens nichts mit. Das ist daher offensichtlich sehr verlockend, kommt aber einer Zensur gleich.
Die BZ beteiligt sich seit Wochen an einer Image-Kampagne für Tageszeitungen aus Baden-Württemberg.
Das oben geschilderte Verhalten schädigt das Image der Medien nachhaltig und ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die von Lügenpresse sprechen.
Zeitungen leiden weltweit unter Leserschwund. Wenn man die verbliebenen Leser*innen derart wenig wertschätzt und sogar ihre Meinungsfreiheit beschneidet, befeuert man das Aussterben der Zeitungen. Mein Mitleid hielte sich im Falle der Badischen Zeitung in Grenzen.
Kritisiert man diese über Gebühr z.B. auf www.Badische-Zeitung.de, dann wird gnadenlos zensiert. Freiburgs Monopolpresse duldet auf manchen Gebieten keine andere Meinung. Wie in einem totalitären Regime, werden Posts kommentarlos gelöscht. Das arrogante Medienhaus hält es auch nicht für nötig, seine teils viel Geld zahlenden Leser*innen zu informieren, wenn sie mal wieder die Arbeit von z.B. einer halben Stunde mit einem Tastendruck Zunichte gemacht haben.
Viele BZ-Leser*innen beklagen sich über das willkürliche Löschregime der BZ. Auch Leserbriefe werden teils modifiziert, oder die Autoren werden um Änderungen gebeten, ohne die der Leserbrief nicht veröffentlicht würde.
Ist ein Autor nicht auf Linie, werden seine Artikel nicht mehr veröffentlicht, was einem Schreibverbot ziemlich nahekommt, denn in Freiburg gibt es nun mal nur diese Tageszeitung mit lokaler Berichterstattung. So erging es beispielsweise auch Bernd Serger, Journalist aus Freiburg und langjähriger BZ-Redakteur, der u.a. die Freiburger Stadtredaktion leitete.
https://www.frimp.de/redaktion-frimp/aerger-bei-der-badischen-zeitung-schlaegt-hohe-wellen/
Letztlich lässt sich alles auf ein Grundproblem reduzieren: FRIMP kann zwar regen Zulauf verzeichnen, aber die BZ ist in Freiburg und vielen anderen Gemeinden im Verbreitungsgebiet absolut dominierend. In Freiburg gehört auch der Wochenbericht und Der Sonntag zu BZ-Medien und eine weitere gedruckte Tageszeitung existiert nicht.
Es besteht kein Zweifel daran, dass wir in Deutschland das Privileg der Pressefreiheit genießen. Leider bedeutet dies aber nicht automatisch, dass ganz Deutschland in den Genuss von objektiver und neutraler Berichterstattung kommt. Gerade wenn wenig Wettbewerb herrscht, kann lokaler Journalismus entgegen zahlreicher Verlautbarungen tendenziös und manipulativ sein.
Daran ändert auch eine teure PR-Kampagne nichts.
Dossier zu Dietenbach:
https://www.frimp.de/themen/dietenbach/
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