Zufrieden mit Leben im Wohngebiet, überwiegend zufrieden mit der eigenen Wohnung, kritischer Blick auf Thema Sicherheit
72 Prozent der Freiburgerinnen und Freiburger beurteilen ihre gegenwärtigen Lebensbedingungen als sehr gut oder ziemlich gut. 83 Prozent leben gerne in ihrem Wohngebiet, über 80 Prozent sind zufrieden mit der eigenen Wohnung. Kritische Blicke richtet die Bürgerschaft dagegen auf das Thema Sicherheit und einige Aspekte der Stadtentwicklung. Auch bei den Themen „Grün- und Freiflächen“ und „Orts/Stadtbild und Baukultur“ halten sich positive und negative Einschätzungen die Waage.
Das sind einige von weit über 1000 Ergebnissen der jüngsten Befragung der Bürger_innen, die das Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung (ABI) jetzt vorlegt. Seit 1999 führt das Amt etwa alle zwei Jahre eine repräsentative Umfrage durch. Im vergangenen Sommer war es wieder soweit: Zwischen Anfang Juli und Ende August hat das ABI 5.983 Erhebungsbögen an zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger aller Stadtbezirke verschickt und um Teilnahme gebeten. Insgesamt 2.422 Fragebögen kamen ausgefüllt zurück. Das entspricht einer Quote von 40,5 Prozent. Damit können die Ergebnisse, die das ABI jetzt präsentiert, als repräsentativ für die Bevölkerung der Stadt Freiburg gelten.
Der Fragebogen der Umfrage 2018 umfasste insgesamt 66 Fragen und hatte (neben Fragen zur antwortenden Person) neun Themenkomplexe zum Inhalt. Die Themen „Leben in Freiburg“, „Leben im Wohngebiet“, „Wohnraumversorgung“, „Mobilität“, „Öffentlichkeitsarbeit“, „Öffentliche Sicherheit“, „Lebenssituation und Lebensstil“ sowie „Städtische Finanzen“ waren schon in früheren Bürgerumfragen enthalten. Das eröffnet die Möglichkeit, die aktuellen Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger mit den früheren Resultaten zu vergleichen. Zudem wurden zwei neue Themenbereiche aufgenommen: „Digitalisierung“ und „Stadtplanung/Stadtentwicklung“.
Anbei einige ausgewählte Resultate:
Insgesamt beurteilen die Befragten ihre Lebensbedingungen in Freiburg sehr positiv (20% „sehr gut“, 52% „ziemlich gut“). Seit der Bürgerumfrage 2001 hat sich dieser Wert nicht wesentlich verändert. Er hängt eng mit dem sozialen Status der Befragten zusammen. So bewerten Personen mit höherem Einkommen und höheren Bildungsabschlüssen ihre Lebensbedingungen deutlich positiver.
Die befragten Personen äußerten sich allgemein sehr positiv über ihr Wohngebiet. Über 80 Prozent der Befragten wohnen „sehr gerne“ (48%) bzw. „gerne“ (35%) in ihrem Wohngebiet. Ein Bruchteil wohnt „nicht gerne“ (2%) oder „überhaupt nicht gerne“ (1%) im jetzigen Wohngebiet. Der Rest (14%) ist unentschieden.
Am wohlsten in ihrem Wohngebiet fühlen sich die Bewohner/innen der Stadtbezirke Waldsee und Oberwiehre. Nach der Mittelwiehre folgen Herdern-Nord, Ebnet, St. Georgen-Süd und Günterstal. Auch die anderen Stadtbezirke, in denen sich die Bewohner/innen besonders wohl fühlen, befinden sich vor allem im Osten der Stadt.
Acht Stadtbezirke fallen dagegen wesentlich von den übrigen Gebieten ab, hier leben die Befragten deutlich weniger gern. Hierzu zählen Mooswald-Ost, Haslach-Haid, Landwasser, Haslach-Egerten, Brühl-Beurbarung, Weingarten und Haslach-Gartenstadt. Am wenigsten gerne leben die Befragten in Brühl-Güterbahnhof. Diese und weitere Gebiete mit unterdurchschnittlichen Werten liegen in einem Band rechts und links entlang der Güterbahnlinie.
Wie seit vielen Jahren liegt die Zufriedenheit mit der eigenen Wohnung auch 2018 auf einem sehr hohen Niveau. So geben nach wie vor über 80 Prozent der Befragten an, sie seien „sehr zufrieden“ bzw. „zufrieden“ mit ihrer eigenen Wohnung. Die Lage der Wohnung beurteilen die meisten Befragten positiv; 86 Prozent geben an, dass sie damit „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ seien. Auch die Größe der Wohnung ist für die Mehrheit ideal (80%). Mit den Kosten der Wohnung sind hingegen nur knapp zwei Drittel aller Befragten (66%) zufrieden. Jede/r sechste Befragte ist mit den Kosten der Wohnung „unzufrieden“ (12%) oder „sehr unzufrieden“ (5%).
Die objektiven Wohnverhältnisse sind seit Jahren konstant. Die Wohnungsgröße (durchschnittlich 80 qm) wie auch die Wohnfläche pro Person (40 qm) haben sich im Vergleich zum Jahr 2003 kaum verändert. Auch der Anteil der Wohnungseigentümer/innen blieb über die Jahre relativ stabil: Ein Drittel besitzt, zwei Drittel mieten. Der Anteil der Befragten, die in einer sozial geförderten Wohnung leben, liegt bei 5 Prozent. Da für den Anspruch auf eine sozial geförderte Wohnung das Einkommen maßgeblich ist, liegt der Anteil der Befragten in sozialgeförderten Wohnungen im ersten Einkommens-Quartil mit 12 Prozent deutlich über den Anteilswerten höherer Einkommensgruppen. Unter den sozialen Gruppen stechen „Ausländer/Personen mit Migrationshintergrund“ und „Senioren mit niedrigem Status“ (je 10% in sozialgeförderten Wohnungen) sowie „Alt-Freiburger und Berufstätige mit geringem Bildungsgrad“ und „junge Befragte in Ausbildung/Studierende“ (je 7%) hervor.
Die Kosten der Wohnung liegen für Mietende bei durchschnittlich 877 Euro (12,90 €/qm) Warmmiete, für Wohnungseigentümer/innen bei 796 Euro (8,60 Euro/qm) und für Hauseigentümer/innen bei 996 Euro (8 Euro/qm). Der Anteil der Wohnkosten am Haushalts-Nettoeinkommen liegt gesamtstädtisch bei 37 Prozent.
Eine Gruppe, für die der angespannte Wohnungsmarkt besondere Relevanz hat, sind „junge Befragte in Ausbildung/Studierende“. Sie bezahlen monatlich im Schnitt 853 Euro. Auch bei den durchschnittlichen Wohnkosten pro qm stechen sie hervor; mit 15 Euro bezahlen sie mit Abstand am meisten für einen Quadratmeter Wohnfläche. Dies hat zur Konsequenz, dass sie 55 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens für ihre Unterkunft aufwenden müssen. In keiner anderen sozialen Bevölkerungsgruppe ist der Anteil der Wohnkosten am Einkommen so hoch.
In punkto Stadtplanung/Stadtentwicklung machen die Ergebnisse der Bürgerumfrage 2018 deutlich, dass nach Meinung der Befragten Freiburg in den letzten 15 Jahren starken räumlichen Veränderungen unterworfen war. Nur 9 Prozent sind der Auffassung, dass sich Freiburg „räumlich kaum verändert hat“, wohingegen 60 Prozent dieser Aussage nicht zustimmen. Allerdings fällt die Bewertung im Orts- und Landschaftsbild sehr unterschiedlich aus. Für ein Fünftel der Befragten gingen die Veränderungen mit einem Identitätsverlust einher. Sie stimmten der Aussage zu, „dass sich Freiburg in den letzten 15 Jahren stark verändert und seine Identität verloren hat“ zu. Wesentlich höher (43%) ist aber die Zustimmung zu der Aussage, „dass Freiburg trotz einiger räumlicher Veränderungen seinen Charakter erhalten“ habe.
Für zehn vorgegebene Aspekte der Stadtentwicklung sollten die Befragten beurteilen, wie diese sich in den letzten 15 Jahren entwickelt haben. Dabei werden insbesondere die Entwicklungen im Rad- und Fußwegenetz und beim öffentlichen Nahverkehr positiv bewertet. Bei Dienstleistungsangebot und Einkaufsmöglichkeiten macht knapp die Hälfte der Befragten eine positive Entwicklung aus. Am kritischsten wird die Entwicklung des Wohnflächenangebotes gesehen: 14 Prozent der Befragten beurteilen diese in den letzten 15 Jahren als „sehr negativ“, weitere 26 Prozent finden, dass es sich „eher negativ“ entwickelt hat. Insgesamt konstatiert nur ein Zehntel der Befragten bei diesem Aspekt eine positive Entwicklung. Zwei Gesichtspunkte der Stadtentwicklung sind unter den Befragten besonders umstritten. Bei den „Grün- und Freiflächen“ überwiegen zwar diejenigen, die die Entwicklung positiv einschätzen, aber ein Viertel der Befragten kommt hier zu einer negativen Bewertung. Genau die Waage halten sich positive und negative Einschätzungen beim Entwicklungs-Aspekt Orts/Stadtbild und Baukultur.
Beim Thema Öffentliche Sicherheit gaben die Befragten zunächst an, wie (un-)sicher sie sich an verschiedenen Orten im Stadtgebiet fühlen. Dabei lässt sich grundsätzlich erkennen, dass an Orten, an denen sich die Befragten unsicherer fühlen, auch die Unterschiede zwischen Tag und Nacht besonders gravierend sind. Insbesondere das Sicherheitsgefühl in Parks oder Grünanlagen hängt von der Tageszeit ab. Ähnliches gilt für Haltestellen von Bus/Straßenbahn, Parkhäuser/Tiefgaragen und für Fußgängerunterführungen.
Ein Zeitvergleich mit der Erhebung von 2012 macht deutlich, dass das persönliche Sicherheitsempfinden der Befragten rückläufig ist. Dies gilt insbesondere für die Nachtstunden. Während die Kommunalbarometerwerte tagsüber zwischen 2012 und 2018 etwa gleich blieben (Ausnahme: bei „Parks oder Grünanlagen“ ist der Kommunalbarometerwert von 70 auf 65 Punkte gesunken) liegen die Werte nachts 2018 deutlich unter denen von 2012. Der deutlichste Rückgang lässt sich bei den Nacht-Werten in „Parks oder Grünanlagen“ feststellen: hier ging der Wert auf dem Kommunalbarometer von 41 auf 33 Punkte zurück.
Auffällig ist, dass das Alter der Befragten bei Männern eine größere Rolle spielt als bei Frauen. So ist an Orten, an denen sich Frauen nachts besonders unwohl fühlen (Parks oder Grünanlagen, Parkhäuser/Tiefgaragen, Fußgängerunterführungen), festzustellen, dass sich das Unbehagen durch alle Altersgruppen zieht und nur geringe Alterseffekte auftreten. Anders sieht es an diesen Orten bei den Männern aus. Hier fühlen sich jüngere Altersgruppen wesentlich sicherer als ältere.
Gefragt, welche Beeinträchtigungen der öffentlichen Ordnung oder des Stadtbildes die Befragten als störend empfinden, werden vier zentrale Störungsquellen deutlich. Jeweils von einer überwiegenden Mehrheit als „störend“ bzw. „sehr störend“ empfunden werden: Müll in Parks, Müll auf Straßen, aufdringliches/aggressives Betteln und Hundekot. Am wenigsten von den vorgegebenen Kategorien fühlen sich die Befragten durch „im öffentlichen Raum lagernde/schlafende Personen“ gestört. Mit Abstand am stärksten wird das Sicherheitsempfinden vieler Befragten durch „alkoholisierte Personen“ beeinträchtigt.
Seit zwei Jahren gibt es in Freiburg einen kommunalen Vollzugsdienst. Rund 17 Prozent der Befragten nehmen ihn als Verbesserung wahr. Für den weit überwiegenden Teil der Befragten ist die Lage „unverändert“ geblieben, oder sie können/wollen diese Frage nicht beantworten. Zudem sollten die Befragten auch einschätzen, wie sich ihr persönliches Sicherheitsempfinden im letzten Jahr verändert hat. Lediglich für 5 Prozent hat es sich „eher verbessert“, während 28 Prozent eine Verschlechterung empfinden. Am größten ist die Gruppe der Befragten die angeben, dass ihr Sicherheitsempfinden im letzten Jahr „gleich geblieben“ ist (56%).
Die hohe Bedeutung des Fahrradverkehrs in Freiburg wird am Antwortverhalten auf die Frage deutlich, welches Verkehrsmittel die Befragten in der Regel für verschiedene Wegstrecken verwenden. Unabhängig davon, ob es sich um Wege zur Arbeit, Schule, Ausbildung (trifft für 47% der Befragten zu), zum Einkaufen bzw. persönlichen Erledigungen (56%) oder zu Freizeitaktivitäten (65%) handelt – stets entfällt der größte Anteil der Nennungen auf das Fahrrad. In der Regel ist dies das Verkehrsmittel der Wahl, wenn sich Freiburgerinnen und Freiburger fortbewegen. Danach folgt das Auto: Auf Wegen zu Arbeit, Schule oder Ausbildung greifen 29 Prozent meist auf Pkw zurück. Noch wichtiger wird das Auto auf Wegen zum Einkaufen (42%) und zu Freizeitaktivitäten (37%).
Nur 15 % der Befragten gehen zu Fuß zur Arbeit. Dieser niedrige Wert dürfte darin begründet liegen, dass die Arbeit häufig zu weit ist, als dass sie fußläufig zu erreichen wäre. Wesentlich häufiger zu Fuß geht Freiburg auf dem Weg zu Einkauf/persönlichen Erledigungen (45%) oder zu Freizeitaktivitäten (38%) sind. Für letztere Wegearten liegt der Fußverkehr auf demselben Niveau wie der Autoverkehr.
Vergleicht man die Anteilswerte mit der Umfrage 2012, wird deutlich, dass sich das Mobilitätsverhalten der Befragten kaum verändert hat. Nur beim Radverkehr sind leichte Zuwächse zu verzeichnen. Die Anteile derjenigen, die das Fahrrad „zur Arbeit, Schule, Ausbildung“ und „zum Einkaufen, persönlichen Erledigungen“ meistens nutzen, ist um je 4 Prozentpunkte gewachsen, bei Freizeitaktivitäten um 3 Prozentpunkte. Bei allen anderen Fortbewegungsmöglichkeiten sind die Anteile auf vergleichbarem Niveau geblieben.
Im Internet findet sich der Ergebnisband zur Befragung der Freiburger Bürgerinnen und Bürger 2018 unter den aktuellen Veröffentlichungen des Amtes für Bürgerservice und Informationsmanagement (Fehrenbachallee 12, 79106 Freiburg, Fax 0761/201-5598, statistik@stadt.freiburg.de). Er ist gegen 10 Euro Gebühr plus Versandkosten zu bestellen oder frei auf www.freiburg.de/statistischeveroeffentlichungen herunterzuladen.
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