Die Petition „Keine Waldrodung zwischen Rieselfeld und Dietenbach – Klima- und Naturschutz statt Kahlschlag!“, die an Oberbürgermeister Martin Horn und den Gemeinderat der Stadt Freiburg i.Br. gerichtet ist, wurde diesen zur Verfügung gestellt. Die Petition hat derzeit fast 6.000 Unterzeichnungen erreicht.
Zitat aus der Medienmitteilung:
„Sie richtet sich gegen jegliche Waldrodung zwischen Rieselfeld und Dietenbach. Dort sind im Langmattenwäldchen und in benachbarten Wäldchen an der Mundenhoferstraße zum Teil jahrhundertealte rund 3.700 Bäume bedroht durch den Rahmenplan für den geplanten Neubaustadtteil Dietenbach. Dieser ist auch vor Gericht umstritten. Am 8. Dezember hat die Stadt den Plan im Gemeinderat verabschieden lassen, als Grundlage für spätere dortige Bebauungspläne laut Stadt etwa ab Ende 2022. Die genannten wertvollen Waldflächen müssen laut Petition unangetastet bleiben und unter besonderen Schutz gestellt werden. In Zeiten von Klimanotstand und Artenschwund lasse sich eine Vernichtung von Wald und Natur nicht rechtfertigen. Wald sei einer der wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel. Rodungen des Waldes zwischen Rieselfeld und Dietenbach würden reichhaltige Lebensräume für Pflanzen und Tiere unersetzlich zerstören. Die artenreiche Vogelfauna umfasse gutachterlich belegt mehr als 47 Vogelarten, davon 27 Brutvogelarten. Auch zahlreiche streng geschützte Fledermausarten leben in den Wäldchen. Die Stadt Freiburg selbst beschreibe zwar sonst die wichtigsten Waldfunktionen vorbildlich - wie Bodenschutz, Wasserspeicher, Erholung, Natur, Landschaftsbild, Luftreinigung, Sauerstoff-Produktion, Kohlendioxidspeicherung und - bindung, Hitzemilderung, Kühle und Feuchte. Leider würden Absichtserklärungen und Praxis in Freiburg oft auseinander klaffen: So kommen im Freiburger Klimaschutzkonzept von 2019 die Wörter „Wald“ und „Baum“ kein einziges Mal vor. Die Petition kann nach der ersten Übergabe weiterhin bei change.org online unterzeichnet werden.
Die Bürgeraktion ist die Vereinigung, welche die Anzahl der bedrohten Bäume vor Ort gezählt hat.“
Zur Petition: http://chng.it/svPSzNdh9m
Dr. Wolf-Dieter Winkler von Freiburg Lebenswert hielt im Gemeinderat dazu folgende Rede
zum Thema Baumfällungen in Dietenbach (Drucksachen G-20/094, G-20/156, G-20/257):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!
Man kann ja zu der wohnungspolitischen Notwendigkeit eines neuen Stadtteils stehen wie man will, aber ich hätte mir zumindest Ehrlichkeit in der Argumentation im Vorfeld des Bürgerentscheids zum Erhalt der regionalen landwirtschaftlichen Flächen in Dietenbach gewünscht. Wenn auf diversen Bürgerversammlungen oder selbst gegenüber der Deutschen Presse Agentur, einer unabhängigen Nachrichtenagentur, die deutschlandweit, aber auch international, alle Medien mit redaktionellen Angeboten beliefert, vom Projektleiter der SEM Dietenbach (Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Dietenbach) geäußert wird, dass für Dietenbach „kein einziger Baum“ gefällt werden wird, dann können die Bürger erwarten, dass dieses Versprechen auch gehalten wird. Aber jetzt im Nachhinein zu kommen und frei nach dem Motto „was geht mich mein Geschwätz von gestern an“ diese Aussage einfach wegzuwischen und rund vier Hektar Wald mit rund 3.700 Bäumen opfern zu wollen, ist gegenüber einer gutgläubigen Bürgerschaft einfach nur respektlos. Diese Aussage diente einzig und allein der Absicht, den Bürgerentscheid über Dietenbach unbedingt für sich entscheiden zu wollen. Eine solche Vorgehensweise führt zu massiver Politikverdrossenheit. Jetzt werden Stimmen laut – vor allem aus dem Rieselfeld -, die sagen, hätte man diesen Wortbruch geahnt, hätte man gegen einen Stadtteil Dietenbach gestimmt.
Und nebenbei: Dass ein Oberbürgermeister, der als eines seiner Hauptanliegen Bürgernähe angibt, nicht ein paar Minuten opfern kann, um 6.000 Unterschriften für den Erhalt dieser Waldflächen in Empfang zu nehmen, und die Organisatoren dann ersatzweise ein Konterfei des OB für ein Pressefoto aufstellen müssen, ist zumindest befremdlich.
Diese Waldbereiche sind ein Lebensraum für rund 50 Vogel- und rund 15 Fledermausarten. Wir gehen davon aus, dass es sich um ein faktisches Vogelschutzgebiet handelt und das Beeinträchtigungsverbot der europäischen Vogelschutzrichtlinie greift. Damit sollte auch ein Randstreifen von 100 m zwischen Wald und Bebauung von jeglicher Bebauung frei bleiben – wie vom NABU (Naturschutzbund Deutschland) gefordert. Und diese Waldbereiche kommen schon jetzt mit ihrer Erholungsfunktion für die Rieselfelder an ihre Grenzen. Dies gilt erst recht, wenn nochmals rund 15.000 Dietenbacher hinzukommen sollten, die sicher auch von der Abkühlung ihres Stadtteils, der Luftverbesserung und Entspannung durch den Wald profitieren wollen.
Meine Damen und Herren, Freiburg Lebenswert ist angesichts eines drohenden Klimanotstandes, eines massiven Artenschwunds und der Notwendigkeit einer regionalen Landwirtschaft, auch weiterhin gegen einen Neubau-Stadtteil Dietenbach. Klimanotstand und Artenschwund, Frau Jenkner (CDU), werden die Probleme unserer Kinder und Enkel sein und sicher nicht die Schulden einer Stadt, wie Sie beim vorherigen Tagesordnungspunkt ausführten. Aber das nur nebenbei! Aber das Mindeste, meine Damen und Herren, was wir erwarten, ist, dass der Bürgerschaft gegebene Zusagen im Vorfeld einer Entscheidung eingehalten werden. Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie nicht zu, dass mit einer Falschaussage eine bestimmte Entscheidung der Bürgerschaft provoziert werden sollte.
Ich bitte Sie daher, meinem Änderungsantrag zum vollständigen Erhalt dieser Waldbereiche zuzustimmen.
https://freiburg-lebenswert.de/rede-zu-baumfaellungen-in-dietenbach/
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