Fortsetzung: Ärger bei der Badischen Zeitung schlägt hohe Wellen

- Foto: Bernd Serger

Der Artikel bei FRIMP http://www.frimp.de/redaktion-frimp/aerger-bei-der-badischen-zeitung-schlaegt-hohe-wellen/

alleine wird es nicht gewesen sein, der die BZ und ihren Chefredakteur Thomas Fricker zu einer Reaktion veranlasst haben:

https://www.badische-zeitung.de/kesseltreiben-statt-diskussionskultur

Um es vorweg zu nehmen, Herr Fricker hat Öl ins Feuer gegossen, anstatt zu deeskalieren.

Schon die Überschrift „Kesseltreiben statt Diskussionskultur“ bringt zum Ausdruck, dass sich BZ und Fricker als Opfer einer „Kampagne“ sehen.

Hätte Herr Fricker den Artikel von Herrn Serger, dem ehemaligen BZ-Redakteur, vor der Veröffentlichung gelesen, wie es sich eigentlich gehört hätte, wären ihm, Herrn Serger und den heutigen Eigentümern von Betten Striebel vieles erspart geblieben. Die Verantwortung dafür liegt einzig bei Herrn Fricker, zumal es sich bei Magazinbeiträgen i.d.R. nicht um Beiträge handelt, die erst kurz vor Redaktionsschluss eingereicht werden.
Hätte Herr Fricker die Online Version gemeinsam mit Herrn Serger überarbeitet, wie es die BZ, insbesondere bei Überschriften, häufig praktiziert, wäre die Sache auch nicht derart eskaliert.
Herr Fricker stilisiert sich und die BZ als Opfer und auch das Bettenhaus Striebel und dessen heutige Inhaber. Die größten und sicher nicht mal ansatzweise vergleichbaren Opfer und Leiden haben allerdings das Ehepaar Rothschild, die ehemaligen Eigentümer des Kaufhaus Marx erlitten - davon in dem oben verlinkten BZ-Artikel kein Wort. Auch Herr Serger, der kürzlich noch von seiner geliebten BZ sprach, ist sicher ein Opfer, denn wo bitte soll Herr Serger heute Artikel mit lokalem Bezug veröffentlichen? Welche Zeitung gibt es außer der BZ in Freiburg? Der Wochenbericht und der Sonntag gehören zu BZ-Medien. Der Stadtkurier ist durch die wöchentliche Erscheinungsweise und den Werbefokus nicht mit der BZ vergleichbar - zumal der Onlinebereich eine viel geringere Reichweite hat. Die Zeitung am Samstag erscheint nur 14 tägig und ist ebenfalls nicht mit der BZ vergleichbar.
So gesehen, kommt die einseitige Beendigung der Zusammenarbeit durch die BZ schon einem Schreibverbot gleich - denn was bringt Herrn Serger das Schreiben, wenn er seine Zielgruppe nicht mehr erreicht? Da macht es sich Herr Fricker zu einfach.
Dass die heutigen Eigentümer von Betten Striebel nicht ganz so unwissend waren, wie in obigem Artikel dargestellt, erfährt man z.B. hier:

https://www.kontextwochenzeitung.de/medien/428/jubilaeum-aus-dem-nichts-5983.html

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wäre das Bettenhaus Striebel nicht zu dem geworden, was es heute ist, wenn die ehemaligen Eigentümer nicht massiv von der Arisierung profitiert hätten. Hätte Betten Striebel das im Zuge des Firmenjubiläums thematisiert, hätte Herr Serger keinen Anlass für seinen Artikel gehabt.
Im Übrigen haben das Thema Medien wie die taz und die Welt aufgegriffen, weil sie das Verhalten von Herrn Fricker und der BZ für problematisch bzw. kritikwürdig erachteten. Auch Verdi hat darüber berichtet.
Die übliche Trennung von Anzeigengeschäft und Redaktion scheint bei der BZ nicht praktiziert worden zu sein. Ferner scheint der Anzeigenkunde wertvoller zu sein als der ehemalige Mitarbeiter, obwohl dieser sogar Leiter der Stadtredaktion war und der Chefredaktion angehörte und fast 30 Jahre für die BZ tätig war.
Bemerkenswert erscheint auch, dass ein derart qualifizierter Journalist und auch das Team, das die Freigabe für die Veröffentlichung erteilt hat, plötzlich das »Handwerk« verlernt haben sollen.

Ein Journalist wie Serger, der sich Jahrzehnte für „seine“ Zeitung engagierte, wird einfach abserviert. Aber BZ und Herr Fricker haben sich verkalkuliert, wenn sie glaubten, mit dem BZ-Artikel s.o. sei die Sache aus der Welt.

In diesem Artikel

https://www.kontextwochenzeitung.de/medien/429/ich-muss-keine-abbitte-leisten-5999.html

werden frühere Beispiele genannt, bei denen Chefredakteure der BZ ihren Stuhl räumen mussten. Ob das Herrn Fricker auch blüht, bleibt abzuwarten, auf alle Fälle ist das Krisenmanagement dürftig. Das zeigte sich auch beim Umgang mit den Online-Kommentaren zu o.g. BZ-Artikel. Da es Kritik von diversen Kommentator*innen am Artikel und dem Verhalten von Fricker gab, wurde die Kommentarfunktion kurzerhand deaktiviert. Diese vergleichsweise radikale Methode des Kommunikationsabbruchs hat die BZ in diesem Zusammenhang schon mehrfach angewendet.

So sieht offensichtlich die Diskussionskultur der BZ aus. Es kam auch zu Kommentarlöschungen.

Es würde der BZ gut anstehen, sich mit ihrem langjährigen Mitarbeiter (Herrn Serger) an einen Tisch zu setzen, anstatt weiter dessen Ansehen zu schädigen »Gleichwohl enthielt er gravierende journalistische Mängel.«,
»machte Herr Serger eine Story«,
»machte der Autor daraus den wahrheitswidrigen Vorwurf der Löschung«
Herr Fricker beklagt fehlende Diskussionskultur und rechtfertigt sich in einem halbseitigen Monolog, ohne Herrn Serger die Möglichkeit zu geben, seine Sicht der Dinge darzulegen.
Bei welcher Zeitung kann Herr Serger eine Gegendarstellung veröffentlichen, außer z.B. im Online-Kommentarbereich der BZ oder ggf. als Leserbrief? Wie viele Leser*innen erreicht er so?

Die BZ trägt im Verbreitungsgebiet eine sehr große Verantwortung, denn sie hat einen immensen Einfluss. Für Freiburg gilt das in besonderem Maße.
Im eigenen Interesse sollte sie ihr Handeln auf den Prüfstein stellen, zumal ihre Meinungsmacht bröckelt. In Zeiten von Social Media war dieser Vorgang vielleicht ein Schuss vor den Bug. Die kontinuierlich sinkende Zahl der Zeitungsleser akzeptiert keine arrogante Gutsherrenart, sondern erwartet Dialog auf Augenhöhe. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um aktuelle oder ehemalige Mitarbeiter handelt oder z.B. um Kommentator*innen oder Leserbriefschreiber*innen.
Die fehlende Konkurrenz anderer Zeitungen mit lokaler Berichterstattung hat die BZ in eine Lage versetzt, in der sie die Veröffentlichung eines Artikels, wie dem von Herrn Serger, kontrollieren kann. Hätte Herr Fricker schon früher den Daumen gesenkt, hätten die Leser*innen möglicherweise nie von dieser konkreten Arisierung u.a. erfahren.
Herr Fricker und die gesamte Redaktion sollten im eigenen langfristigen Interesse mehr die journalistischen Grundsätze und die eigene Grundhaltung http://www.badische-zeitung.de/abo-service/ueber-uns/redaktion.html beherzigen, gerade weil die Konkurrenz fehlt.
Es mag verlockend sein, Meinungen nachhaltig zu beeinflussen, bedeutende Themen zu beleuchten oder dieses eben zu unterlassen - Kommentare zu löschen, Leserbriefe nicht zu veröffentlichen und Unbequemes zu verschweigen. Ein „Qualitätsmedium“ sollte diesen Verlockungen souverän widerstehen. Die Leser*innen werden es honorieren bzw. bei entsprechenden Verfehlungen nicht mehr lange zur Leserschaft zählen.

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