Auch dieses Thema polarisiert. Da gibt es diejenigen, die die Schließung bedauern und für einen Fehler halten, wie z.B. Bürgermeister Brender von Fessenheim. Andere, wie z.B. der Bürgermeister von Breisach, befürworten die Stilllegung hingegen.
Generell finden sich auf deutscher Seite wesentlich mehr Befürworter der Schließung als auf Französischer und zwar quer durch alle Parteien. Dennoch war der Protest gegen das AKW seit jeher grenzüberschreitend.
Wenn alles nach Plan läuft, wird auch der zweite Block des AKW bis spätestens 30. Juni 2020 für immer heruntergefahren. Strom wird Frankreichs ältester noch in Betrieb befindliche Atommeiler ab dann nicht mehr produzieren. Dennoch wird noch einige Jahre eine atomare Gefahr von ihm ausgehen, z.B. für den Fall, wenn die Brennstäbe nicht hinreichend gekühlt werden. Mit jedem Tag, an dem in Fessenheim keine Stromproduktion mehr erfolgt, sinken die Risiken aber zum Glück. Auch noch nach Beendigung der Stromproduktion wird das AKW Arbeitsstätte für viele Mitarbeitende sein. Allerdings wird mit dem Rückbau des AKW natürlich auch ein drastischer Abbau der Arbeitsplätze einhergehen. Vor allem werden für die Demontage- und Dekontaminationsarbeiten z.T. andere Arbeitskräfte benötigt.
Insofern bedeutet die Abschaltung für Fessenheim und die umliegenden vor allem französischen Gemeinden eine wirtschaftliche Herausforderung. Steuerausfälle und Arbeitsplatzverluste müssen irgendwie kompensiert werden. Dass das gerade ältere EdF-Arbeitnehmer besorgt, ist verständlich.
Überraschend kommt die Abschaltung allerdings nicht. Ursprünglich ging man von einer Nutzungsdauer von 25 Jahren aus. Es sind 17 Jahre mehr geworden. Vor 8 Jahren wollte der damalige Präsident Francois Hollande das AKW bereits stilllegen. Auch der Protest aus Fessenheim hat das verhindert.
Es wäre klug gewesen, bei Zeiten die Abhängigkeit von dem Atommeiler in jeglicher Beziehung zu reduzieren. Die Stromproduktion kann sicher kompensiert werden. Sinnvoll wäre es natürlich diese weder durch atomare- noch durch fossile Stromerzeugung zu ersetzen, sondern idealerweise z.B. durch Wasser-, Sonnen- und Windenergie, also regenerativ.
Bezüglich der Arbeitsplätze ist ein großer Gewerbepark nördlich von Fessenheim geplant. Auf bis zu 80 ha. ist die grenzüberschreitende Ansiedlung von Unternehmen geplant. Städte wie Freiburg haben zu wenig Gewerbefläche und zu teure. Gut möglich also, dass sich auch Unternehmen aus Freiburg in dem neuen Gewerbepark ansiedeln.
Da insbesondere von deutscher Seite seit Jahren die Bitte auf Schließung an Paris herangetragen wurde, ist Deutschland jetzt natürlich auch in der Pflicht den „Post-Fessenheim Prozess“ aktiv und konstruktiv zu unterstützen.
Es könnte eine Win-Win-Situation geben. Auf deutscher Seite fehlen Fachkräfte und Gewerbeflächen, auf französischer Seite steht ein in die Jahre gekommener Atommeiler, dessen Betriebsrisiken mit jedem Tag steigen. Die ganze Region ist sehr abhängig von dem AKW. Sollte die Ansiedlung vieler Unternehmen gelingen, sinkt die Abhängigkeit entsprechend.
Den Franzosen ist zu wünschen, dass der Transformationsprozess erfolgreich verläuft und Steueraufkommen und Arbeitsplätze in ausreichendem Maße generiert werden. Wenn Deutsche und eventuell auch Schweizer dabei behilflich sind, könnte daraus eine europäische Erfolgsgeschichte werden.
Die seit Fukushima in Breisach stattfindenden Montagsdemonstrationen, sollen mindestens bis zur vollständigen Abschaltung weitergehen. Alle Menschen in der Region haben sicher die Hoffnung, dass diese Phase der friedlichen Atomenergienutzung in Fessenheim ohne Störfall zu Ende geht. Manch Befürworter*in der Schließung wird Richtung Paris gewandt morgen vielleicht ein „Merci Monsieur le Président ausrufen“.
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