Greenwash City rodet weiter. Keine Gnade für Natur und Aktivisten in Freiburg

Rodung Dietenbach - Langmattenwäldchen
Rodung Dietenbach - Langmattenwäldchen - Foto: privat

Am Samstag, unmittelbar nachdem das Betretungsverbot für den Wald galt, wurde mit der Rodung in Dietenbach begonnen. Die Naturzerstörer im Freiburger Rathaus konnten es nicht verwarten.

Seit Jahren wurde schon für den Megastadtteil teils alter Baumbestand gefällt, so z.B. fast ein Hektar für das Hochwasserrückhaltebecken am Bohrer, ohne das Dietenbach nicht realisiert werden könnte, schließlich handelt es sich bei Dietenbach um Überflutungsgebiet. Weitere Rodungen erfolgten bereits in den vergangenen Jahren entlang der Bachläufe, am Parkplatz des Mundenhofs und entlang der Straßen, die zum Mundenhof führen. Dabei hieß es einst seitens der Stadtverwaltung: für Dietenbach wird kein Baum gerodet. Und das war ja nur eines von sehr vielen falschen Versprechen.

Am Samstag wurden mehrere Aktivisten festgenommen, einer wurde aus einem von den Aktivisten gebauten Tunnel befreit, indem er sich angekettet hatte, um die Räumung zu erschweren.

Sonntag war Ruhetag und heute wurde weiter gerodet und festgenommen.

Derweil belügt man die Bürger weiter. Das „Badische Leitmedium“ verbreitet die Märchen aus dem Rathaus.

Bezahlbare, klimaneutrale Wohnungen sollen entstehen. 25 € kalt pro qm mögen für Gutbetuchte bezahlbar sein, aber dafür braucht es keinen neuen Stadtteil, denn für 25 €/qm findet man stadtweit genug freie Wohnungen. An derart teurem Wohnraum hat es noch nie gefehlt. Zudem muss bezweifelt werden, dass jemand, der sich so hohe Mieten leisten kann, auf eine von Schnellstraßen umgebene Großbaustelle ohne Infrastruktur zieht.

Alternativ zu „bezahlbar“ verwenden die Herren Horn, Haag & Co. auch gerne den Terminus „gefördert“. Was aber bringt bitte geförderter Wohnraum, wenn er trotz Förderung mehr als das Doppelte der FSB-Durchschnittsmiete kostet? Das ist Täuschung!

Dietenbach ist und bleibt ein skandalöser, ökosozialer Blender.

Morgen erhalten die Gemeinderäte nach langem Vertrösten mal wieder etwas Dietenbach-Zahlensalat vom Baudezernenten. Dieser erinnert sehr an den merzschen Bierdeckel, denn 2,6 Mrd. Ausgaben und Einnahmen für das Milliardengrab hat Herr Haag auf einer Seite zusammengefasst und hat dabei noch viel Platz gelassen.

Je vager und unpräziser, desto leichter das Formulieren von Ausreden.

Der Gemeinderat hat ja ohnehin schon weitere Blankoschecks unterschrieben.

Derweil steuert Freiburg auf die Überschuldung und einen Schuldenberg von 2 Mrd € zu und das recht schnell.

Man gibt vor klimaneutral zu bauen und zerstört hektarweise Natur dafür, erzeugt beim Bau darüber hinaus tonnenweise CO2 und gibt Millionen für eine neue Gasleitung aus.

Dietenbach ist so absurd, aber der Rückhalt in Rathaus, Gemeinderat, des Medienmonopolisten etc. ist anhaltend groß.

Wenn die Stadt pleite ist, oder von einer Flut heimgesucht wird, dann wird die BZ den Bürgern vermutlich die faulen Ausreden aus dem Rathaus präsentieren und wenn die niemand glaubt, wird man jegliche Verantwortung an dem Desaster bestreiten, schließlich war das ja überhaupt nicht vorhersehbar.

Rein zufällig hat die BZ im November Anton Behringer vor dem Beschluss des Bebauungsplans, der Rodung und der Einbringung des Haushalts in ihrem Online-Forum gesperrt. Schließlich gibt es nur eine Wahrheit. Meinungsfreiheit gilt nur für die „richtige“ Meinung. Qualitätsmedium? Wohl kaum.

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Roland Reihs

Donnerstag, 19. Dezember 2024 - 17:35 Dieser Artikel gefällt mir, weil er offensichtlich von Leuten geschrieben wurde, die keine Realitätsverweigerer und auch keine Gleichgültigen sind.
Am 27. Februar wurde ja eine Spatenstich-Zeremonie für den unnötigen Dietenbach-Stadtteil veranstaltet. Ich frage mich schon seit einiger Zeit, wie bei diesen Gruppen-Spatenstichen dann eigentlich ermittelt wird, wer die oder der erste war. Man trägt ja meist, bevor etwas gebaut wird, als erstes den Oberboden ab. Daher soll der erste Spatenstich ja immer den ersten praktischen Arbeitsschritt einläuten. Und das ist eben das Abtragen des Oberbodens in den Bereichen eines Baugrundstücks, wo es erforderlich ist.
Diese symbolische Handlung ist heutzutage gar nicht mehr so richtig erkennbar. Da wird fast immer nur irgendwo ein Haufen Sand oder Schotter hingeschüttet. Und dann schmeißen die Beteiligten auf Kommando mit einem Spaten den Sand durch die Luft. Für so eine 'Arbeit' würde man normalerweise gar keinen Spaten, sondern eine Schaufel nehmen.
In diesem Zusammenhang habe ich mich gefragt, warum neben dem ersten Spatenstich nicht auch die erste Baumfällung medienwirksam mit Oberbürgermeister, Baubürgermeister und Bauamtsleiter zelebriert wird. Falls sie keinen Motorsägenführerschein haben, hätten sie ja genügend Zeit gehabt, diesen rechtzeitig zu machen. Und wenn man einen Baum ausgewählt hätte, der noch keinen so dicken Stamm hat, hätten sie das sogar in kurzer Zeit zu zweit mit einer klassischen, einfachen Holzfällersäge hingekriegt. Das Bestimmen der Fallrichtung hat man in einer Minute gelernt.
Manchmal glaube ich, dass wir noch in vormosaischen Zeiten leben: "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten, du sollst nicht töten." Schon mal gelesen oder gehört?

Andreas Lex

Samstag, 4. Januar 2025 - 11:20 Unser Leserbrief in BZ vor gut 7 Jahren. Vieles bleibt aktuell:

"Dietenbach
Mehr Beteiligung – bevor vollendete Tatsachen in Beton gegossen sind

Tina Pfeiffer, Andreas Lex & Freiburg

Mo, 18. Dez 2017
Leserbriefe Freiburg

Zum Bericht "Kooperation zu Dietenbach ist fast besiegelt – Eigentümer von gut 60 Prozent der privaten Flächen sind dabei" (BZ vom 25. November).

Vor unserer Haustür schlängeln sich zwei Bäche durch Wiesen und Äcker, Waldstücke und Freiflächen. Doch Freiburg soll oder muss oder wird wachsen. Also laufen die Pläne für Bebauung auf hohen Touren. Hierzu einige Fragen und Denkanstöße: Entsteht dringend benötigter bezahlbarer Wohnraum für Freiburger/Breisgauer? Oder ein Magnet für wohlhabende Auswärtige? Welchen Einfluss hat Wohnungsneubau auf den Mietspiegel? Werden Spekulationsobjekte geschaffen? Naherholungsraum oder Flächenversiegelung?

Das Wohngebiet Rieselfeld erstreckt sich über 78 Hektar, für die Dietenbach-Bebauung stehen 102 Hektar Kulturlandschaft zur Disposition, eine Gemeinde wie Denzlingen (13 500 Einwohner auf 1700 Hektar) könnte fast komplett nach Dietenbach umziehen...

Auswirkung auf den Mundenhof: Bald nur noch Stehplätze, wenn bis zu 12 900 zusätzliche Menschen Naherholung suchen?

Auswirkung auf das Naturschutzgebiet Rieselfeld: Wie reagieren die empfindlichen Ökosysteme auf den zusätzlichen Besucherdruck, wenn die Dietenbach-Kulturlandschaft wegfällt, stattdessen Tausende Alt- und Neubürger dorthin strömen? Wegfall eines weiteren Stücks regionaler Landwirtschaft – oder Solidarisierung mit hiesigen Bauern, die für uns regionale Lebensmittel produzieren? Unwiederbringlicher Verlust fruchtbaren Bodens?

Muss Freiburg um jeden Preis wachsen? Welche Alternativen gibt es für zeitnahe Angebote bezahlbaren Wohnraums? Wenn Dietenbach bebaut wird: Der erste Mensch wird kaum früher als in zehn Jahren dort einziehen können. Ist dieser Flächenfraß alternativlos?

Als das Wohngebiet Rieselfeld entstand, konnte das politisch nur durch die gleichzeitige Aufwertung zum Naturschutzgebiet der verbleibenen zwei Drittel Rieselfeld im angrenzenden West-Teil geschehen. Dietenbach wäre jedoch nicht in der Nähe "ausgleichbar".

Was uns wundert, ist, dass so wenige Rieselfelder sich mit den Planungen befassen oder wie viele gar nichts davon wissen. Wir wünschen uns daher mehr Beteiligung – bevor vollendete Tatsachen in Beton gegossen sind.

Tina Pfeiffer, Andreas Lex, Freiburg"

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