Leserbrief, betr. Neues Stadtviertel Dietenbach - Bodenschutz ist Klimaschutz von Dr. Wulf Raether, Kirchzarten

Dietenbach
Dietenbach - Foto: Georg Löser

Aus gegebenem Anlaß möchte ich das Vorhaben, im Dietenbachareal ein neues Stadtviertel zu errichten, aus der Perspektive „Klimaschutz“ betrachten. Nach offiziellen Angaben sollen im Lauf der Zeit ca. 89 Hektar Hektar wertvoller Boden (Acker, Wiesen, Wald) überbaut werden. Das wird fatale Auswirkungen auf die Bilanz des Klimagases Kohlendioxid haben. Denn: Im Boden sind, je nach Nutzungsgrad und Humusgehalt, zwischen 60 und 140 Tonnen CO2 gespeichert. Im Falle einer Überbauung wird dieses Reservoir zerstört, und das Klimagas entweicht. Nimmt man eine eher geringe Menge von 90t CO2 je Hektar an, dann würden bei einer überbauten Fläche von 89 Hektar etwa 8000 Tonnen CO2 freigesetzt. Bei den Planern herrscht nun die Meinung, man könne diese Negativbilanz „ausgleichen“. Das ist aber bei näherer Betrachtung kaum möglich. Einen echten Ausgleich würde man nur dann erzielen, wenn man etwa 3000 Fichten pflanzt, die bereits 35 Meter hoch sind. Denn jeder einzelne Baum hat im Laufe seines Lebens nahezu 2,6 Tonnen CO2 aus der Luft absorbiert. Außerdem: Den verloren gegangenen Boden kann niemand neu erschaffen. Er ist für alle Zeiten nicht mehr vorhanden. Bei diesem negativen Befund darf auch nicht vergessen werden, dass das neue Stadtviertel zu einem weiteren Anstieg der Zahl der Automobile und damit zu einer zusätzlichen Verschlechterung der Luft beiträgt. Auch ist mit einer Verringerung des Luftaustausches zwischen Stadt und Umland zu rechnen. Schlußendlich: Was ist mit den ca. 66000 LKW-Fahrten, die erforderlich sein werden, um das zur Erhöhung des Dietenbachgeländes notwendige Füllmaterial (Bauschutt) heran zu transportieren? Der damit verbundene beträchtliche CO2-Ausstoß sollte in der Diskussion um den neuen Stadtteil nicht außer Acht gelassen werden! Er ist nicht dadurch wegzurechnen, dass man behauptet, der Transport des zu verwendenden Materials in weiter entfernte Gebiete würde mehr CO2 verursachen. Angesichts dieser Perspektive ist zu fragen, wie das Ziel der Stadt Freiburg, bis 2030 eine CO2-Reduktion um 50 % zu erreichen, verwirklicht werden kann. Und: Wo bleibt bei all dem die Verantwortung für die nachfolgenden Generationen? Wir erlebten in Freiburg gerade eine der größten Demonstrationen von Jugendlichen, welche mit Recht mehr Klimaschutz einfordern. Am 14.Juni 2018 veröffentlichten und forderten 18 Stadtoberhäupter deutscher Städte in einem Positionspapier mehr Nachhaltigkeit der Bauland- und Bodenpolitik und erklärten den Verzicht auf eine städtebauliche Entwicklung auf der grünen Wiese. Leider hat Freiburg am Dialog zur nachhaltigen Stadt nicht teilgenommen. Quellen: https://www.wald.de/wie-viel-kohlendioxid-co2-speichert-der-wald-bzw-ein-baum/ https://www.bauernverband.de/landwirtschaftlich-genutzte-boeden-sind-wichtig-fuer-den-klimaschutz (Link bitte ggf. in Browser kopieren)

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