Offener Brief des Ortschaftsrats Freiburg-Kappel zur Hochwasserthematik und einer notwendigen Katastrophenschutzplanung

Hochwasser an der Dreisam
Hochwasser an der Dreisam

Offener Brief des Ortschaftsrats Freiburg-Kappel zur Hochwasserthematik und einer notwendigen Katastrophenschutzplanung

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Horn,

die Hochwasserereignisse im Ahrtal, in Bayern und in NRW haben in Kappel mehrere Menschen veranlasst, sich um vergleichbare Gefahren für die Kappler Täler und das Dreisamtal zu kümmern. Darüber mussten wir den Eindruck gewinnen, dass die bisherigen Vorkehrungen, wenn überhaupt vorhanden, dem Grad von zukünftigen Wetterereignissen im Zuge des Klimawandels nicht gewachsen sind. Wir möchten, dass die Vorkehrungen, die für Kappel getroffen werden, sich an den Gefahren orientieren, wie sie in der Zukunft nicht mehr auszuschließen sind. Dabei wissen wir sehr wohl, dass der Grad der Klimaerwärmung leider eine Verhinderung solcher Ereignisse längst nicht mehr möglich erscheinen lässt. Freiburg hält laut einer Untersuchung des GdV (Gesamtverband der Versicherungswirtschaft) den 2. Platz in Deutschland, was die Gefährdung durch Starkregen angeht (Kappel, Günterstal, + Herdern an 1. Stelle). Nach Prüfung der topographischen Lage von Kappel würden schon bei weniger als 200 Liter/qm Straßen und Häuser im Innerort eventuell weggerissen werden (in etwa von der Großtalstr. 77 bis zum Kindergarten Kappel). An der engsten Stelle in Kappel kommen zwei Bäche zusammen und fließen durch eine Straßenunterführung in das Tal.

Viel Regen und Überschwemmungen sind Aufgaben der Feuerwehr. Da macht unsere Freiwillige Feuerwehr Kappel einen sehr guten Job. Am 16.12.21 hatten wir einen Termin in dieser Sache beim Amt für Brand -und Katastrophenschutz in Freiburg, Herrn Hohloch und zwei Vertreterinnen vom Umweltamt Freiburg. Daraus und aus unserer nachträglichen Auswertung dessen, ergaben sich folgende Fragen an Sie:

1. Uns wurde mitgeteilt, dass die Stadtverwaltung der Stadt Freiburg im Begriff sei, eine „Starkregengefahrenkarte“ auf dem Stand heutiger angepasster Erwartungen zu erstellen. Ist es auch beabsichtigt, auf dieser Basis einen Katastrophenplan für Freiburg und seine Ortsteile zu entwickeln?

2. Wir verfügen über keinen zentralen Unterkunftsort, außer etwa unserer Festhalle, wo im Falle einer erforderlich werdenden Evakuierung bedrohte oder betroffene Bewohner Kappels untergebracht werden könnten. Unsere Frage an Sie und die Fachleute der Stadt Freiburg: käme dieser Ort als Unterbringungsstandort für Kappel in Frage? Dieser Standort besitzt zwar nach unserer Ansicht eine gute Infrastruktur. Aber wie sehen das die Fachleute vom Katastrophenschutz? Oder würde sich das katholische Pfarrgemeindeheim besser eignen?

3. Ein Notstromaggregat sowie eine Technik mit Lautsprecheranlage, um die Bevölkerung warnen zu können, ist nicht vorhanden. Gleichzeitig würden Feldbetten und eine Funkanlage benötigt, um weiter technische Mittel bereitstellen zu können, um handlungsfähig zu sein. Wir beantragen ein Notstromgerät, welches ein Volumen hat, das bei Stromausfall diese Kapazität sofort übernehmen kann.

4. Wir haben gelernt, dass nicht das Wasser alleine eine Gefahr darstellt. Auch mitgerissenes Geröll, Geäst und andere Dinge sind in der Lage, an Brücken und am Eingang einer Verdohlung, Staudämme und damit Umleitungen des Flussbetts zu ermöglichen. Wir haben den Eindruck, dass die Kontrolle der Bachläufe/ Ufer-böschungen in Kappel nicht ausreichend stattfindet. Wie kann die Stadtverwaltung hier Abhilfe schaffen?

5. Bitte lassen Sie prüfen, an welchen Brücken es sinnvoll sein könnte, Überwachungssensorik einzurichten, um ein frühzeitiges Erkennen einer sich nähernden Gefahr zu ermöglichen. Dabei geht es nicht nur um die Dreisam, sondern auch um den Reichenbach und das Intenbächle.

6. Zum Schutz einzelner besonders betroffener Grundstücke entlang von Reichenbach und Intenbächle wird eine große Zahl von Sandsäcken gebraucht. In wie weit kann uns die Stadt bei deren Beschaffung behilflich sein? Für die Verteilung könnten wir möglicherweise mit Kappler Kräften (OR, Feuerwehr etc.) sorgen.

7. Ebenso sehen wir uns in der Pflicht, dass wir beispielsweise in einer Info-Veranstaltung für unsere Bürgerinnen und Bürger Aufklärung organisieren, die im Ernstfall wirkt. Gemeinsam mit Fachleuten der Stadt Freiburg könnten wir den Bachlauf ablaufen und direkte Bewohnerinnen/Bewohner ansprechen, um diese gezielt „face to face“ zu informieren.

8. Als weitere Aufgaben der Stadt Freiburg sehen wir die Organisation von Warneinrichtungen, wie NINA-Warnapp, Katwarn-APP oder Sirenenübungen im Kernort und in der Molzhofsiedlung. Der Ortschaftsrat Kappel wird für den neuen anstehenden Haushalt darum bitten, dass für die hier dargestellten Notwendigkeiten entsprechende Mittel eingestellt werden.

Der Ortschaftsrat des Stadtteils Kappel

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