Vor über zwei Jahren sorgte die Limitierung der Anzahl von Kommentaren auf drei pro Monat für große Verärgerung und Frust bei vielen Nutzern, denn zuvor gab es kein derartiges Limit des Online-Forums. Nach dieser Änderung konnten nur noch Kunden mit einem entsprechenden kostenpflichtigen Abo ohne Limit Kommentare verfassen. Die BZ bat damals um Verständnis für diese Maßnahme.
Anfang April letzten Jahres teilte Markus Hofmann, Leiter digitale Inhalte und stellv. Chefredakteur, den Nutzern des BZ-Online Forums lapidar mit, dass der Verlag wegen der Coronakrise gehalten sei, auf die Kosten zu achten. Das Kommentieren von Artikeln sei zwischen 00:00 - 06:00 Uhr daher zukünftig nicht mehr möglich.
Der Verlag wollte so Kosten für die Betreuung des Forums sparen. Wieder bat man um Verständnis.
Dauerbrenner sind auch Beschwerden über Löschungen von Teilen, ganzer Kommentare oder gar Nutzer bei BZ-Online, bzw. deren Sperrung für einen gewissen Zeitraum – oft einen Monat.
Ohne derartige Interventionen kommt ein Online-Forum nicht aus. Je transparenter, gerechter und professioneller die Moderation des Forums erfolgt, desto eher werden die Interventionen akzeptiert. Bei BZ-Online gibt es hierzu oft Klagen, teils werden sogar die Gerichte angerufen.
Vor einigen Tagen gab es nun erneut einen Eklat. Diesmal hielt es die BZ nicht einmal für nötig, die größte Löschaktion seit Bestehen des Forums im Vorfeld anzukündigen. BZ.Medien löschte einfach alle Kommentare, die älter als ein halbes Jahr waren. Erst auf Nachfrage teilte man den verwunderten Nutzer*innen zudem mit, dass dies in Zukunft automatisch geschehe.
Im gleichen Atemzug wurde auch die Möglichkeit des Kommentierens älterer Artikel eingestellt.
Begründet wurden diese rigorosen Löschaktionen von Herrn Hofmann (BZ) auf Nachfrage u.a. wie folgt:
1) Haftungsrisiko -> Schutz der Kommentatoren
Wir waren zuletzt mehr als einmal damit konfrontiert, dass polizeilich gegen BZ-Kommentatoren ermittelt wurde. Hierbei ging es um Beleidigungen oder um falsche Tatsachenbehauptungen. Im Eifer des Gefechts wird schnell etwas publiziert, was man später bereut - aber dann womöglich justitiabel ist. Je nachdem stehen dann auch wir als Betreiber des Forums in der Haftung. Dieses Haftungsrisiko, mit dem Sie (aber auch wir als Betreiber der Plattform) konfrontiert werden, wollen wir durch die Löschung alter Kommentare reduzieren.
Anmerkung FRIMP: Das mag schon sein, aber in den allermeisten Fällen wird es kurz nach derartigen Äußerungen zu Streitigkeiten kommen, fast immer innerhalb von 6 Monaten und nicht Jahre später.
2) Datenschutz und Persönlichkeitsrechte
Immer wieder treten Kommentatoren mit der Bitte an uns heran, dass Kommentare, die sie vor längerer Zeit verfasst haben, gelöscht werden sollen. Man wolle, so die häufige Begründung, nicht mehr namentlich mit einer vor langer Zeit getätigten Aussage in Verbindung gebracht werden. Die Löschgesuche erfolgen also mit Verweis auf die eigenen Persönlichkeitsrechte und den Datenschutz. Aus ähnlichen Gründen sehen sich auch manche Kommentatoren gezwungen, ihre »veralteten« Kommentare nach einiger Zeit selbst zu entfernen. Diese Wünsche nach mehr Datenschutz und Persönlichkeitsrecht möchten wir respektieren.
Anmerkung FRIMP: Kommentierende haben bei BZ-Online seit jeher die Möglichkeit eigene Kommentare jederzeit zu löschen. Insofern scheint auch diese Begründung nicht zu überzeugen.
3) Aktuelle Debatten statt Privatfehden zu Kommentaren von vorgestern
Wir wünschen uns engagierte Online-Diskussionen zu tagesaktuellen Themen. Das Wort "Aktualität" spielt für uns dabei eine besondere Rolle. Die große Zahl an Leser-Kommentaren zeigt, wie wichtig Ihnen (und uns, der Redaktion) diese Debatten sind. Was wir nicht wollen: Regelmäßig kommt es vor, dass Kommentatoren Streitigkeiten öffentlich austragen und dabei Kommentare zitieren, die vor längerer Zeit veröffentlicht wurden. Für solche Privatfehden steht unser Forum nicht zur Verfügung. Das wollen wir nicht, das stört viele Leser sehr. Auch aus diesem Grund haben wir uns entschieden, alte Kommentare zu löschen.
Anmerkung FRIMP: Was spricht gegen eine Gegenüberstellung mit z.B. vor einem Jahr getätigten Aussagen, wenn diese z.B. nicht wahrheitsgemäß waren, oder nicht eintrafen. Wenn es bei der sechsmonatigen Löschfrist bliebe, können Foristen allerlei behaupten, schließlich wissen sie, in 6 Monaten wird das eh gelöscht.
Wegen dieser neuerlichen, drastischen Beschränkungen der Funktionalität des BZ-Forums und den enormen Löschungen, drückten daher viele Nutzer ihre Verärgerung aus.
Einige verkündeten die umgehende Kündigung des Abos, andere drohten mit dieser, für den Fall, dass diese einschneidenden Änderungen nicht zurückgenommen würden.
Manche Foristen haben im Laufe der Jahre einige tausend Kommentare geschrieben und fühlen sich um ihre Mühe betrogen. Andere messen den Kommentaren einen hohen Wert zu; teils seien die Ausgangsartikel fehlerhaft, teils unvollständig, zuweilen auch tendenziös, so ihre Argumentation.
Oft kämen erst durch die teils hitzig geführten Debatten im Forum wichtige Aspekte hinzu. Diese einfach zu löschen, sei daher inakzeptabel.
Die von der BZ genannten Gründe scheinen tatsächlich wenig glaubwürdig und eher vorgeschoben. Nach Informationen von FRIMP hat sich mindestens ein BZ-Kunde gegen seine als willkürlich empfundene Sperrung vor Gericht gewehrt.
Im Zusammenhang mit diesem Prozess, den der Kläger gegen die BZ offensichtlich gewann, schien es dieser opportun, den größten Teil der Kommentare zu löschen.
Viele andere Online-Medien und Foren löschen Kommentare nicht nach 6 Monaten. Die für sie geltenden Gesetze sind aber die gleichen.
Einige empörte Foristen haben den Verdacht geäußert, dass es durchaus im Sinne der BZ sei, wenn unbequeme Kritik an ihr oder an ihren Verlegern auf diesem Weg automatisch nach 6 Monaten gelöscht würde, sofern sie nicht zuvor bereits gelöscht wurde.
Auch Repräsentanten der Verwaltung, wie Bürgermeister und Amtsleiter, Mitglieder des Gemeinderats, der Stadtbau oder des SC dürften über diese Löschmethode nicht gerade unglücklich sein.
Denn nicht selten gab es eine lebhafte Debatte über deren Agieren. Häufig wurden dabei Aspekte thematisiert, die im Artikel nicht oder nicht so geschildert wurden.
Ganz unabhängig davon, ob die BZ bei diesem Streit einlenkt und die Löschungen der Kommentare evtl. zurücknimmt, werden bei FRIMP Kommentare weiter auf unbestimmte Zeit online bleiben, solange sie der Autor nicht selbst löscht.
Nach wie vor wird es auch keine Limitierung der Anzahl oder Nutzungszeit der Kommentarfunktion geben, denn wann unsere Leser*innen kommentieren, das bleibt weiterhin ihnen überlassen - d.h. eine nächtliche Sperrstunde z.B. zwischen 00:00 – 06:00 Uhr, wie sie die BZ eingeführt hat, gibt es bei FRIMP nicht. Auch ältere Artikel können bei uns nach wie vor weiterhin kommentiert werden.
Auch wer einen BZ-Artikel kommentieren will, kann dies gerne bei FRIMP tun und sich auf diesen beziehen.
Auch FRIMP würde es begrüßen, wenn den Usern von BZ-Online von den Verantwortlichen mehr Wertschätzung entgegengebracht würde. Nach Gutsherrenart einfach den Service drastisch einzuschränken, ohne die Kunden im Vorfeld zu informieren und ggf. einzubinden, ist kein guter Stil. Die Kommentare erhöhen die Einnahmen, die die BZ für ihre Online-Werbung generiert. Zudem handelt es sich bei den meisten betroffenen Leser*innen um teils langjährige Kund*innen.
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1 KOMMENTARE
Tjark Voigts
Donnerstag, 11. März 2021 - 21:14 Mit der Löschung der Leserkommentare nach 6 Monaten widerspricht die BZ-Redaktion sich selbst. Sie schreibt wie folgt: "Kommentarfunktion: Als BZ-Abonnent können Sie OHNE LIMIT an den Online-Debatten teilnehmen. . . . Archiv: Das Online-Archiv der BZ ist das digitale Gedächtnis Südbadens. Unsere Abonnenten haben Zugriff auf nahezu alle BZ-Artikel, die seit 2001 in der gedruckten BZ veröffentlicht worden sind." Ich empfinde es als geradezu arrogant. einerseits die BZ-Artikel zum "digitalen Gedächtnis Südbadens" zu erheben, andererseits aber die Leserkommentare nicht dazu zu rechnen. Das wäre nicht konsequent und widerspricht zudem klar dem Versprechen "ohne Limit". Die Kommentarfunktion ist der BZ wichtig, um die Zeitung lebendig, interessant und lesenswert zu gestalten, natürlich auch aus Verkaufsgründen; es mag sein, dass für die Zeitung nach jeweils 6 Monaten diese Funktion ihren Dienst getan hat. Aber WENN die Zeitung auch ein Archiv fürs gesellschaftliche, soziale und politische Leben in ganz Südbaden sein will, gehören die Leserbriefe und die digitalen Kommentare ohne Zweifel unbedingt dazu. Oder geht es der BZ in Wahrheit gar nicht um die Debatte, sondern nur ums Verkaufen ? Ich komme zu keinem anderen Schluss und finde es abstoßend.Sie können obige Artikel bzw. Kommentare selbst kommentieren
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