Zum Gedenktag des Bombenangriffes am 27. November 1944

- Foto: Archäologische Sammlung der Universität Freiburg

Zum Gedenktag des Bombenangriffes vor 75 Jahren

 

Am 27. November 1944 wurde Freiburg Ziel eines Luftangriffes der Royal Air Force. Der Angriff verstand sich als eine Antwort auf die Verbrechen des deutschen Nazi-Regimes gegen die britische Bevölkerung und den am 18. Februar 1943 von dem Propagandaministerium ausgerufenen und von vielen Deutschen begeistert gefeierten „totalen Krieg“. Das Luftkriegskonzept der Briten zielte darauf ab, die Infrastruktur Deutschlands systematisch zu zerstören und die Moral der Zivilbevölkerung zu untergraben. Insgesamt wurden 150. 300 Bomben auf die Stadt Freiburg abgeworfen.

 

Zeitzeugen erinnern sich: „Dann bricht die Hölle über unsere Stadt los“. Für die Bewohner bleibt der Bombenangriff eine der traurigsten Nachrichten und tragischsten Momente in der Geschichte der Stadt. Obwohl der Angriff nur knappe 20 Minuten andauerte, war das Ausmaß der Zerstörung verheerend: Luftbilder der Stadt zeigen die gewaltige Zerstörung auf beiden Seiten der Kaiser-Joseph-Straße. Vollständig vernichtet wurde das Kornhaus, schwer beschädigt der Basler Hof. Noch Jahre nach dem Ende des Krieges versperrten Trümmer die Nußmannstraße. Schwer getroffen wurde außerdem das Alte Rathaus, auch die Außenbezirke, wie die Mosswaldsiedlung, Betzenhausen und Brühl, wurden nicht verschont. Das Erzbischöfliche Palais am Münsterplatz war so schwer getroffen, dass es einige Tage später einstürzte. Auch die nahe der Eisenbahnstrecke gelegenen Gebäude am Tennenbacherplatz konnten den Bombenangriffen nicht standhalten.

 

Viele Warnungen waren dem eigentlichen Bombenangriff in den Monaten zuvor vorausgegangen, entpuppten sich jedoch als Fehlalarme, weswegen der Sirenenalarm, der am 27. November um 19.48 Uhr über die Stadt ertönte, von den meisten Menschen zunächst einmal gar nicht ernst genommen wurde. Tragischerweise war es daher für viele Menschen um 19.58 Uhr zu spät, um die Luftschutzkeller im Schlossberg aufzusuchen. Mit 292 Flugzeugen und 59 Maschinen der 8th Pathfinder Group begann die Bombardierung der Stadt und legte alles in Schutt und Asche. 2800 Frauen, Männer und Kinder kamen bei dem Bombenangriff ums Leben, 9600 Menschen wurden verletzt, 11. 000 wurden obdachlos. 1664 Opfer des Bombenangriffes wurden in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Hauptfriedhof beigesetzt.

 

Für die vielen Menschen, die Zeugen dieses schicksalhaften Ereignisses geworden sind, und deren Lebens- und Leidensweg damit innwendig verbunden ist, bildet der 27. November ein Tag des Gedenkens an den schmerzhaften Verlust geliebter Menschen, aber auch der Rückbesinnung an die Erschütterung und das Unheil, welches der Krieg über die Menschen gebracht hat: „Am Jahrestag gedenken wir aller beim Angriff umgekommenen Menschen und ihrer Schicksale. Krieg – das größte Verbrechen der Menschheit, sinnloses Zerstören von Menschenleben.“

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt die Phase des Wiederaufbaus Freiburgs, der bis zur Währungsreform 1948 jedoch nur schleppend voranging. Zu den kommunalen Aufgaben zählten die Organisation des täglichen Lebens und die Trümmerbeseitigung. Die Trümmer, deren Gesamtmasse auf 1 Mill. m3 geschätzt worden sind, konnten von 1947 bis 1949 mit der Freiburger Trümmerbahn abtransportiert werden. Freiburg nach dem Krieg zeichnet ein Bild der Not und des Ausnahmezustandes: In Kellern hausende Menschen; Kinder, die nicht zur Schule gehen können, weil ihnen die Schuhe fehlen; dem Zusammenbruch nahe Kriegerwitwen; zahllose entwurzelte und verwahrloste Menschen, die der Krieg traumatisierte und die ziellos auf den Landstraßen umherziehen.

 

Die „Chronik der Freiburger Nachkriegszeit“ schreibt sich nach Franz Flamm, Leiter des Freiburger Sozial- und Jugendamtes, als eine Zeit der Not, des Leidens und der Verzweiflung, jedoch auch als eine Zeit des Aufbruches und eines neu erwachten sozialen Verantwortungsgefühls. Diese betrifft im Kern die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den Bürgern und zwischen Deutschen und Ausländern. Aus der Bewältigung der kollektiven Not erwuchs die Eingliederung zehntausend „Fremder“ – Vertriebener, Flüchtlinge und Aussiedler – in die Gemeinde Freiburgs. Das Zeitgeschehen um den 27. November, das Leiden und die Not vieler Menschen, möge uns in diesem Sinne auch daran erinnern wie die Aufnahme des „Fremden“ und „Anderen“ (des Bedürftigen und Hilfesuchenden) ein Desideratum für die Erfüllung unserer sozialen Verantwortung und unseres Selbstverständnisses als Gemeinde und als Menschheit ist.

Email Share Facebook Share

Bitte melden Sie sich zu diesem Zweck an oder registrieren Sie sich kostenlos, falls Sie noch keine Zugangsdaten für FRIMP haben sollten.